Körpersprache ist ein ständig aktuelles Thema in Trainings und Coachings sowie in vielen Berichten und Videos auch in den (Online-) Medien. Gerade erst in der letzten Kicker-Ausgabe hat unser Bundestrainer Jogi Löw die Körpersprache von Mesut Özil zur Schlagzeile gemacht, denn es sei Özil wohl zu schnell und zu langanhaltend anzumerken, wenn er Fehler macht. So sagt Löw: „Aber er (Özil) muss auch dann, wenn ihm mal etwas misslingt oder er eine entscheidende Situation nicht glücklich löst, zeigen, dass er dies wegsteckt und signalisiert: Ich bin trotzdem weiter da und kann das Spiel prägen.“
Körpersprache signalisiert unserer Umwelt also viel mehr als wir oft denken und macht uns „lesbar“. Seit Jahren lässt zum Beispiel das Pentagon die Körpersprache von Putin analysieren, um mehr über die Hintergründe seines Handelns zu erfahren. Wie die Zeit berichtet, wurde bereits 2004 festgestellt, „dass er extrem empfindlich auf Kritik reagiere“. TV-Serien wie „Lie to me“ oder „Criminal Minds“ faszinieren aufgrund der Erkenntnisse aus dem Lesen der Körpersprache, Mimik und Gestik. Der amerikanische Forscher Paul Ekman, auf den die Serie „Lie to me“ fusst, ist genauso wie Joe Navarro, ehemaliger FBI-Profiler, ein vielgelesener Autor über diese Thematik. Einige Studien gehen davon aus das unsere Kommunikation zu mehr als 80 Prozent non-verbal stattfindet: Körpersprache, Stimme, Betonungen von Wörtern etc. – einen sehenswerten Beitrag dazu liefert History Channel.
Nun hat das Fachmagazin „Psychologie heute“ in seiner April-Ausgabe mit dem Schwerpunkt Körpersprache eine zusätzliche und äußerst wichtige Perspektive fokussiert: Unsere Haltung und Bewegungen, unsere Gestik und Mimik löst nicht nur bei unserem Gegenüber einen – meist unbewussten – Eindruck aus, sondern beeinflusst auch uns selbst in der Selbstwahrnehmung. Soll heißen: wenn wir uns kleinmachen, unsicher bewegen und unsere Gestik rudimentär einsetzen, dann verstärken wir unsere Unsicherheit sowie Furcht vor Nicht-Gehört-Werden und Versagen nur noch mehr. Und andersherum können wir unsere Körpersprache beeinflussen, um tatkräftiger zu wirken und damit auch Einfluss auf unser Denken und Fühlen zu nehmen.
Die Psychologin Amy Cuddy, Psychologin an der Harvard Business School, hat herausgefunden, dass wir mit Körperhaltungen auch eigene physiologische Prozesse beeinflussen. Sie unterscheidet in ihrer Studie zwischen den Extremen: Siegerhaltung (Arme nach oben, Brust raus, groß machen) und der Verliererhaltung (Schultern nach vorne, Kopf hängend, Arme den Körper umschließend). Selbst wenn die Teilnehmer nur zwei Minuten in der Siegerpose umhergehen, schütten sie vermehrt Testosteron aus und weniger Kortisol, das Stresshormon. Wenn sie dagegen zwei Minuten in der Verliererposition verharren, steigt bei allen der Kortisolspiegel an. Also nicht nur die eigene psychologische Wahrnehmung steigert unser Eigenbild in die eine oder andere Richtung, auch die automatischen biochemischen Prozesse verstärken die Dynamik. Cuddy empfiehlt daher das Power Posing vor wichtigen Auftritten oder Terminen. Die Testosteron-Ausschüttung wirkt nachhaltig – übrigens auch bei Frauen. Ihr interessanter Vortrag bei TEDtalks ist inzwischen über 17 Millionen Mal geklickt worden.
Körpersprache ist also in vielen Wirkungsaspekten ein wichtiger Faktor, den jede/r mal genauer bei sich betrachten sollte. Wichtig ist es, dies mit Resonanz von andern zu tun, denn auch hier übersieht man selbst die blinden Flecken. In den Trainings und Coachings von effectment spielt das Thema immer eine wichtige Rolle in der ganzheitlichen Betrachtung von eigener Wirkung und Kommunikation. Und wir wünschen Mesut Özil, dass er bei diesem Thema den richtigen Coach an seiner Seite hat, damit er sich und anderen während der anstehenden Fußball-Weltmeisterschaft körperlich signalisieren kann, dass er souverän mit Fehlern umgeht und diese ihn nur noch stärker machen.